Als das Meer verschwand

03. December 2007

Als das Meer verschwand
Dass das Ende der Welt nicht gleichzeitig das Ende guter Filme und Regisseure ist, weis man spätestens seit Peter Jackson. Neben den tollen Landschaften findet sich auch immer wieder ein Ausnahmeregisseur in Neuseeland wieder. Leider war es dem Newcomer Brad McGann nicht vergönnt weitere großartige Filme zu drehen, da er im Jahr 2007 leider an Darmkrebs verstarb. Hinterlassen hat er unter anderem ein grandioses Familiendrama, welches fast schon einem Thriller nahe kommt.

Originaltitel: In my father’s Den
Regie: Brad McGann
Darsteller: Emily Barclay, Matthew MacFadyen, Miranda Otto, Colin Moy, Jimmy Keen, Toby Alexander, Nicholas Hayward, Jodi Rimmer
Laufzeit: 128
FSK: 12
Ton: PCM 5.1 (Deutsch, Englisch) dts-HD 5.1 (Deutsch, Englisch)
Untertitel: Deutsch
Regionalcode: B
Bildformat: 2,35:1
TV-Norm: 1080p
Produktion: 2004
Erschienen: 26.11.2007
Vertrieb: Capelight
Preis: 25€

Film:
Paul (Matthew MacFadyen) hatte es in seiner Jugend nicht leicht gehabt und ihm blieb nur eine Möglichkeit dem Ganzen zu entkommen. Weglaufen und woanders ein völlig neues Leben beginnen. Nachdem sein Vater allerdings stirbt, zieht es ihn zurück in seine Heimat nach Neuseeland. Schnell aber bemerkt der Kriegsphotograf, das man seiner Vergangenheit nur schlecht entfliehen kann und so wird Paul bald von ihr wieder eingeholt. So wird er nicht gerade mit offenen Armen von seinem Bruder Andrew (Colin Moy) und seiner einstigen Liebe Jackie (Jodi Rimmer) empfangen. Nachdem Paul nach der Beerdigung seines Vaters eigentlich schnell wieder verschwinden wollte, entschließt er sich doch zu bleiben und seine Vergangenheit endlich aufzuarbeiten. Als er eine Beschäftigung als Lehrer an der hiesigen Schule annimmt, lernt er die 16-jährige Celia kennen, welche die Tochter von Jackie ist. Paul spürt sofort, dass es Celia wie ihn damals in die Ferne zieht und freundet sich langsam mit ihr an. Sie sieht in ihm das was sie selbst gern sein möchte. Klar das dies in einem so kleinen Kaff für ordentlich Gesprächsstoff sorgt und als Celia dann auch noch spurlos verschwindet, steht der Schuldige natürlich sofort fest! So einfach es sich alle auch machen möchten ist es jedoch nicht und so langsam werden alle alten Geheimnisse der Vergangenheit zu Tage gefördert, bis zum schockierenden Showdown!

 

„Als das Meer verschwand“ zeigt deutlich, dass Familiendramen kein trockener Stoff sein müssen. Die komplexe Geschichte wird sehr behutsam und fast schon krimiartig langsam aufgedeckt und offenbart immer mehr der schrecklichen Vergangenheit. Dabei werden alle Charaktere und ihre Beziehungen zueinander gekonnt eingeflochten und mittels vieler Rückblenden erzählt. Besonders viel Zeit nahm sich Regisseur Brad McGann für den Charakter Paul, welcher als Kriegsfotograf eine sehr angeschlagene Psyche besitzt und dies in vielen Szenen auch von der Inszenierung her mit kühlen Bildern zeigt. Auch das Interview mit Celia gibt viel Aufschluss über seine Gedanken.

Neben den tollen Darsteller bietet der Film auch noch wundervolle Landschaftsaufnahmen von Neuseeland. Die langen Berglandschaften passen hervorragend zum Film und stellen auch einen wichtigen Punkt in der Erzählweise dar. Der Titel des Filmes „Als das Meer verschwand“ lehnt sich übrigens an die Kurzgeschichte von Celia an, welche sie für einen Wettbewerb verfasst hat und wird immer wieder im Film poetisch zitiert wird. Abgerundet wird das Seherlebiss von einem erstklassigen Soundtrack unter anderem mit wundervollen Songs der Punkpoetin Patti Smith, welche mit ihren Songs wie z.B. „Horses“ in den 1970igern große Erfolge hatte und auch heute noch aktiv ist.

 

Bild:
Bei „Als das Meer verschwand“ handelt es sich um die erste Blu-ray Veröffentlichung aus dem Hause Capelight (ein recht neues Label, welches u.a. „Die BMX Bande“ veröffentlichte). Das Ergbniss ist leider nicht vollends zufriedenstellend und hat deutliche Probleme mit der Schärfe bei Totalen. Gerade solch ein Film mit tollen Landschaftsaufnahmen hätte von einem tollen Bild profitiert. Auch bei den Nahaufnahmen gibt es einige Schwächen bei der Schärfe, wenn gleich nicht so drastisch wie bei den Totalen. Rauschen plagt den Film die komplette Lauflänge und ist mal mehr oder weniger stark vorhanden. Der Kontrast ist recht kühl geraten, doch ist dies wohl so gewollt, um die Stimmung mehr zu unterstreichen. Ab und an gibt es auch ein paar Artefakte im Bild, welche allerdings nicht weiter auffallen und auch nicht störend wirken. Alles in allem habe ich hier mehr erwartet, den Platz genug müsste auf der 50GB Disc eigentlich gewesen sein.

Ton:
Der englischen und der deutschen Ton geben sich nichts und sind gleichwertig. Der Film ist recht dialoglastig und beansprucht die Lautsprecher nicht sonderlich. Ab und an gibt es ein paar direktionale Effekte zu hören, aber das war es auch schon. Dafür gibt es einen erstklassigen Score, welcher sehr räumlich daherkommt und sich auf allen Lautsprechern angenehm verteilt. Rauschen oder Aussetzer kann man nicht vernehmen.

Bonus:
Die Extras wurde alle samt von der DVD entnommen und befinden sich in SD Qualität auf der Blu-ray. Neben zwei entfallenen Szenen in einer recht bescheidenen Qualität gibt es noch zehn Interviews mit einer Lauflänge von über einer Stunde. Leider bedienen sich fast alle Interviews den bekannten PR-Gequatsche und nur das gemeinsame Interview von Regisseur Brad McGann und Hauptdarstellerin Emily Barclay ist halbwegs interessant. Das „Hinter den Kulissen“ Feature ist nur eine Ansammlung von Aufnahmen während des Drehs. Abschließend findet man noch den deutschen Kinotrailer, den Titelsong „What’s going on“ samt Texttafeln und den Kurzfilm „Possum“ von Brad McGann auf der Blu-ray. Auch der Audiokommentar kann nicht vollends überzeugen, da hier nicht wirklich auf die Dreharbeiten eingegangen wird. Hier stehen eher die einzelnen Charaktere im Vordergrund. Im Inlay der Blu-ray findet man noch die Kurzgeschichte von Celia Steimer sowie ein Bild des leider verstorbenen Regisseurs.

 

FAZIT:
„Als das Meer verschwand“ ist sehr bewegendes Familiendrama, welches man nicht alle Jahre sieht. Die Charaktere wurde alle hervorragend ausgearbeitet und die Darsteller überzeugen mit ihrem Schauspiel ebenfalls auf ganzer Linie. Über die Laufzeit von über zwei Stunden wird der Film nie langweilig, da die Verstrickungen immer spannender und beängstigend werden und mit einem sehr bösem Ende aufwarten. Dabei aber immer realistisch bleibt, was den Film zu noch mehr Authentizität verhilft. „Als das Meer verschwand“ zeigt deutlich, dass man einfach nicht seiner Vergangenheit entfliehen kann, auch wenn Generationen dazwischen liegen. Die verstrickte Geschichte wird zudem von wunderschönen Landschaftsaufnahmen von Neuseeland begleitet, welche leider etwas unter der Technik der Blu-ray zu leiden haben. Dennoch ist der Film ein Pflichtprogramm für Freunde des anspruchvollen Kinos!

Bild – 6,5/10
Ton – 7/10
Bonus – 5/10
Film – 9,5/10